Das CD-Projekt „Blickwechsel“ mit dem Rauhen Haus und Konstantin Wecker, Erstellung der CD
Das CD-Projekt „Blickwechsel“ mit dem Rauhen Haus und Konstantin Wecker, Erstellung der CD

Das CD-Projekt „Blickwechsel“ mit dem Rauhen Haus und Konstantin Wecker, Erstellung der CD

Was hat es denn mit dem CD-Projekt auf sich? Zunächst einmal bedeutet das Projekt viel Arbeit (was wahrscheinlich niemanden ernsthaft verwundert) und, gemessen am Gesamtvolumen, ziemlich wenig Musik (was uns immer wieder in Erstaunen versetzt). Hier ein kurzer Abriss dessen, was wir bereits hinter uns und gebracht haben und was uns noch alles blüht.

Das CD-Projekt

Komposition

Sängerin Christiane hat als Musiktherapeutin der Tagesförderung für die Teilnehmer des Projektes Songtexte geschrieben, die Bezug zu ihrem Leben im Rauhen Haus haben. Z.B. zielt ein Songtext darauf ab, wie wichtig für einen Menschen mit autistischen Syndromen die Strukturierung seines Alltags ist und wie der betreffenden Person Zahlen (insbesondere das Zählen) helfen, sich im Alltag zurechtzufinden. Die Musik ist so geschrieben, dass die Person mit ihren jeweiligen Fähigkeiten auch musikalisch mitwirken kann.

Das CD-Projekt

Einspielen des Playbacks

Die auf die Teilnehmer zugeschnittenen Songs sind dann von der Band  eingeprobt, überarbeitet und aufgenommen worden. Dabei wurde von uns bewusst darauf geachtet, unsere Gastsolisten nicht an die Wand zu spielen. Wenn Jan eine Klaviermelodie spielt, ist dass Klavier Jans Instrument und unser Keyboarder legt allenfalls einen Streicherteppich unter das Ganze. Das Ergebnis sind Playbacks zum Üben für die Projektteilnehmer und für den Song „Wir sind Freunde“.

Unterstützung des Projektes (Interpret, Presse)

In der Zwischenzeit hat Sängerin Christiane deutschsprachige Interpreten angeschrieben, ob sie bereit wären, den Song „Wir sind Freunde“ zu singen. Und siehe da, Konstantin Wecker hatte Lust und sogar Zeit, nämlich zwischen seinen beiden Konzerttagen in Hamburg. Und plötzlich hatten wir eine Termin, der mit der für Termine üblichen Lichtgeschwindigkeit auf uns zuraste….

Üben mit den Teilnehmern des Rauhen Hauses

Der Chor musste mit den Projektteilnehmern eingeübt werden. Dies wurde aktiv durch Proben im Rauhen Haus und passiv während der Mahlzeiten durch Anhören des Playbacks betrieben

Aufnahme Titelsong (Equipment, Vorbereitung, Aufnahme)

Bis zum Aufnahmetermin mit Konstantin musste der Raum beschafft (gottlob im Zugriff des Rauhen Hauses vorhanden), das Equipment organisiert, die Presse geladen werden. Die eigentlichen Aufnahmen liefen dann erstaunlich reibungslos ab. Das Aufnehmen und Abmischen hat dann ein alter Freund und professioneller Tontechniker, Sven Treess, mit seinem mobilen Studio übernommen.

Einzelaufnahmen der übrigen Songs

Der nächste Schritt bestand in den Aufnahmen der anderen Songs der CD mit den Projektteilnehmern des Rauhen Hauses. Dies erfolgte in unserem Übungsraum in Norderstedt, Teilnehmer für Teilnehmer, Song für Song. Insbesondere für die Teilnehmer mit Autismus ist dies oft ein schwieriger Schritt, in einer ungewohnten Umgebung einer ungewohnten Aufgabe nachzugehen. Die Einzelaufnahmen erforderten viel Ruhe, viel Zeit und viel Geduld.

Das CD-Projekt

Nachbearbeitung der Songs

Zum Schluss mussten alle Songs durch den Feinschliff, d.h. vernünftig abgemischt werden. Das Abmischen kostet erfahrungsgemäß eine Menge Zeit und Nerven. Mit Rücksicht auf die Projektteilnehmer, für die das ganze Abenteuer eine Menge Mut erforderte, trennten wir diesen arbeitsaufwändigen Schritt bewusst von den Aufnahmen. Dies sollte verhindern, dass die Teilnahme am Projekt durch zu starke Belastung in Stress umschlägt, auch wenn dadurch die Möglichkeiten, holprige Stellen an Ort und Stelle nachzubessern, verloren gegangen ist. Aber wir hatten Glück, unsere Gäste waren bestens drauf…

Vorstellung der CD

Bis hierhin ist das Ganze eine „interne“ Veranstaltung in der Regie des Rauhen Hauses gewesen. Und bis hierhin sind schon die meisten Ziele erreicht worden (Stärkung des Selbstwertgefühls, Erstellung eines schönen Produkts, Erleben, als Mensch mit Behinderungen etwas Produktives zu tun).

Mit der Präsentation der CD in der Öffentlichkeit sollen noch zwei weitere Ziele verwirklicht werden: Die Arbeit des Rauhen Hauses soll auf einem weiteren Wege der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden (mit der Hoffnung, zusätzliche Unterstützung zu bekommen und Kürzungen von Geldern entgegenzuwirken). Und wenn die CD dann für das Rauhe Haus noch Geld einspielt, wird dies auch nicht schaden: Dann können neue Projektideen umgesetzt werden.

Vorstellung der CD Blickwechsel

Am 15. Februar 2005 war es endlich soweit: Die CD Blickwechsel wurde der Öffentlichkeit präsentiert. Auf der Veranstaltung flossen durch den Verkauf der CD die ersten knapp 1200 Euro an das Rauhe Haus. In den Tiefen der Rathauspassage, im Antiquariat, wurde in Anwesenheit von Presse, Rundfunk (NDR, N’joy Radio, Alsterradio…) und Fernsehen (NOA4, dem Norderstedter Lokalfernsehen und Hamburg 1) das Projekt und die CD vorgestellt. Zum Abschluss sangen die Teilnehmer des Projektes den Song „Wir sind Freunde“ gemeinsam mit Konstantin Wecker. Da die Veranstaltung eine Stunde dauert, der Song „Wir sind Freunde“ nur drei Minuten und achtundvierzig Sekunden, wurde die Restzeit von beherzten Rednern aufgefüllt. Allerdings in umgekehrter Reihenfolge…..

Der bemerkenswerteste Redner war ohne jeden Zweifel Tobias. Tobias stottert üblicherweise stark – sehr stark – sehr sehr sehr stark. Außer, er singt. Auf der CD Blickwechsel singt er im „Blues für Jan / Tobias“, endet noch während des Songs, und sein Satz „Das war doch gut, nicht?“ wird zu einem Rap-artigen Sprechgesang über den Rest des Stücks. Seine langsame, aber fehlerfreie Ansage des Songs „Wird sind Freunde“ ist dann entsprechend mit großem Applaus belohnt worden.

Zum Schluss wurde dann noch einmal mit Konstantint Wecker, der Theatergruppe Klabauter, der Band und einer Reihe von Freunden der Song „Wir sind Freunde“ zum Playback gesungen.